Versicherungen

Wenn die Versicherung nicht zahlt: Rechte nutzen, Risiken vermeiden

27. Juni 2025

Lesedauer: 7 Min

Junger Mann mit Rucksack steht vor einem Hochaus mit ausgestreckten Armen

Wenn die Versicherung nicht zahlt, musst du nicht sofort aufgeben. Im Schadensfall hast du klare Rechte und mehrere Möglichkeiten, deine Ansprüche durchzusetzen – von der richtigen Dokumentation über die Ombudsstelle bis hin zur anwaltlichen Unterstützung. In diesem Ratgeber erfährst du, welche Schritte wichtig sind, welche Fehler du vermeiden solltest und wo es Unterstützung gibt.

Auf den Punkt

  • Versicherungen lehnen Schäden häufiger ab, als viele denken. Das muss nicht immer endgültig sein.
  • Gründliche Dokumentation und Fristen helfen, deine Ansprüche durchzusetzen.
  • Ombudsstelle und Versicherungsberater bieten außergerichtliche Hilfe – oft kostenfrei oder kostengünstig.
  • Rechtsschutzversicherungen können die Kosten für Anwälte oder Prozesse abfedern.
  • Schon vor Vertragsabschluss lohnt es sich, Beratung und Kleingedrucktes ernst zu nehmen, um spätere Probleme zu vermeiden.

Warum Versicherungen Leistungen verweigern

Ablehnungen sind kein Einzelfall. Die Verbraucherschlichtungsstelle für Versicherungen verzeichnet jedes Jahr über 20.000 Beschwerden. Gründe für eine Nichtzahlung sind oft fehlende Vertragsgrundlagen, versteckte Ausschlüsse im Kleingedruckten oder Missverständnisse in der Kommunikation.

Als Versicherter ist es wichtig zu wissen: Eine Ablehnung bedeutet nicht zwingend, dass der Anspruch verloren ist. Häufig lohnt es sich, nachzufragen, Belege nachzureichen oder eine unabhängige Prüfung einzufordern.

Richtig handeln im Schadensfall

Dein Verhalten direkt nach dem Schaden entscheidet mit darüber, ob du später Erfolg hast.

  • Schaden mindern: Du bist verpflichtet, Folgeschäden zu verhindern (z. B. Fenster schließen bei Wasserschäden).
  • Schaden sofort melden: Je früher die Meldung, desto besser.
  • Dokumentation: Fotos, Videos und Notizen sind Pflicht. Halte auch jede Kommunikation mit der Versicherung schriftlich fest.

Tipp: Dokumentiere so, als würdest du die Unterlagen später einem Anwalt zeigen.

Kommunikation und Fristen setzen

Viele Probleme entstehen, weil Versicherer langsam oder unklar reagieren. Du darfst deshalb selbst Fristen setzen – etwa 7 bis 14 Tage für eine Rückmeldung. Bleibt diese aus, kannst du eine Vorstandsbeschwerde einreichen und als nächsten Schritt die Ombudsstelle einschalten.

Unterstützung durch Ombudsstelle und Berater

Die Ombudsstelle für Versicherungen prüft Beschwerden kostenlos und außergerichtlich. Bis zu einem Streitwert von 10.000 € ist die Entscheidung für den Versicherer bindend, darüber hinaus gibt es rechtlich fundierte Empfehlungen.

Für private Krankenversicherungen existiert ein eigener PKV-Ombudsmann, für gesetzliche Krankenkassen die staatliche Aufsicht.

Wenn du aktuell überlegt, in die private Krankenversicherung zu wechseln, solltest du unseren Ratgeber zu diesem Thema lesen!

Wenn dein Fall komplex ist, kannst du zusätzlich einen Versicherungsberater einschalten. Sie arbeiten auf Honorarbasis, beraten unabhängig und können dich außergerichtlich vertreten.

Gebühren machen einen großen Unterschied

Wenn die Versicherung nicht zahlt, ist die Ombudsstelle oft der schnellste und günstigste Weg zur Klärung. Ihre Entscheidungen sind bis 10.000 € bindend, für höhere Summen gibt es zumindest eine juristisch fundierte Empfehlung. Rund die Hälfte aller Beschwerden verläuft positiv für Versicherte. Wer frühzeitig sauber dokumentiert und Fristen setzt, steigert seine Chancen erheblich.

Wann ein Anwalt sinnvoll ist

Bei hohen Streitwerten oder existenziellen Risiken (z. B. Berufsunfähigkeit, Gebäudeversicherung) solltest du einen Fachanwalt für Versicherungsrecht einschalten.

Beachte aber die Kosten: Bei 50.000 € Streitwert können Anwalts- und Gerichtskosten schnell über 8.000 € betragen. Ohne Rechtsschutzversicherung oder Prozesskostenhilfe ist das Risiko groß.

Vorbeugen: Beratung vor Vertragsabschluss

Die beste Strategie gegen Ärger ist, Verträge vorher gründlich zu prüfen.

  • Bei einfachen Versicherungen wie Haftpflicht reicht oft Eigenrecherche.
  • Bei komplexen Policen wie Berufsunfähigkeits- oder privater Krankenversicherung ist professionelle Beratung dringend empfohlen.

Erfahre mehr zu dem Thema private Krankenversicherung oder Berufsunfähigkeitsversicherung. Hier erklären wir dir das Wichtigste!

Unabhängige Stellen wie Verbraucherzentralen oder Versicherungsberater helfen dir dabei, das Kleingedruckte zu verstehen und unnötige Verträge zu vermeiden.

Vergleich: Vertreter, Makler oder Berater?

BeratungsformVergütungAngebotsspektrumVorteilNachteil
VersicherungsvertreterProvision vom VersichererProdukte eines AnbietersGute Kenntnis der eigenen Produkte, teils RabatteEingeschränkte Auswahl
VersicherungsmaklerProvision, aber haftet für BeratungsfehlerViele AnbieterBreite MarktübersichtProvisionen können Empfehlungen beeinflussen
VersicherungsberaterHonorar vom KundenUnabhängigObjektiv, keine VerkaufsinteressenBeratungskosten fallen auch ohne Vertragsabschluss an

Checkliste

  • Schaden sofort mindern und melden
  • Alle Belege, Fotos und Kommunikation dokumentieren
  • Frist zur Antwort setzen (7–14 Tage)
  • Ombudsstelle einschalten, wenn keine Lösung erfolgt
  • Bei komplexen Fällen: Versicherungsberater oder Anwalt hinzuziehen
  • Rechtsschutzversicherung oder Prozesskostenhilfe prüfen

Häufig gestellte Fragen

Fazit

Wenn die Versicherung nicht zahlt, gibt es klare Schritte und Hilfen, um deine Ansprüche durchzusetzen. Von gründlicher Dokumentation über die Ombudsstelle bis hin zum Anwalt: Wichtig ist, Fristen einzuhalten, deine Rechte zu kennen und Aufwand und Nutzen realistisch abzuwägen. Wer sich schon vor Vertragsabschluss informiert, vermeidet spätere Überraschungen.

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