Risiken & Kritik an ETFs
27. Juni 2025
Lesedauer: 7 Min

Inhaltsverzeichnis
- Warum nur Sicherheit bei der Geldanlage nicht reicht
- Risiken sortieren: Einzelrisiko vs. Marktrisiko
- Zeithorizont & Verhalten: Durchhalten statt Market Timing
- Klumpenrisiko & Konzentration: USA/Tech im Blick behalten
- Replikation einfach erklärt: Physisch vs. synthetisch
- Währungsrisiko verstehen – vor allem bei Anleihen
- Zinsänderungsrisiko bei Anleihen-ETFs
- Kritik an ETFs im Faktencheck
- Fehler vermeiden: Was Privatanlegern oft passiert
- Fazit: Risiko managen statt meiden
27. Juni 2025
Lesedauer: 7 Min
Inhaltsverzeichnis
- Warum nur Sicherheit bei der Geldanlage nicht reicht
- Risiken sortieren: Einzelrisiko vs. Marktrisiko
- Zeithorizont & Verhalten: Durchhalten statt Market Timing
- Klumpenrisiko & Konzentration: USA/Tech im Blick behalten
- Replikation einfach erklärt: Physisch vs. synthetisch
- Währungsrisiko verstehen – vor allem bei Anleihen
- Zinsänderungsrisiko bei Anleihen-ETFs
- Kritik an ETFs im Faktencheck
- Fehler vermeiden: Was Privatanlegern oft passiert
- Fazit: Risiko managen statt meiden
27. Juni 2025
Lesedauer: 7 Min
ETFs sind einfach, günstig und beliebt – trotzdem haben sie Risiken. In diesem Guide schauen wir transparent auf die wichtigsten Punkte: Was kann schwanken, wo liegen echte Fallstricke und wie gehst du pragmatisch damit um?
Auf den Punkt
- Ein Aktien-ETF kann zwischenzeitlich kräftig fallen – wer 10–15 Jahre Zeit hat und nicht in Panik verkauft, hat die besseren Karten.
- Breite Streuung senkt Einzelrisiken; das Marktrisiko bleibt – dafür wirst du mit Renditechancen bezahlt.
- „USA/Tech ist zu groß?“ – Das liegt an der Marktkapitalisierung. Du kannst gegensteuern, wenn dich das stört.
- Physisch vs. synthetisch: EU‑reguliert und transparent wählen – wichtiger als Buzzwords sind Kosten und Infos.
- Anleihen-ETFs dämpfen Schwankungen, sind aber zins- und ggf. währungsabhängig.
- Gebührenmäntel (Versicherungs- und teure Verwaltungen) können Rendite auffressen
Warum nur Sicherheit bei der Geldanlage nicht reicht
Crashs bleiben im Kopf. Viele haben Angst, „im falschen Moment“ einzusteigen und Geld zu verlieren.
Wichtig: Tagesgeld fühlt sich sicher an, verliert aber nach Inflation oft Kaufkraft.
Ein Aktien-ETF schwankt, kann aber langfristig Vermögen aufbauen.
Der Schlüssel ist, beides sinnvoll zu kombinieren.
Risiken sortieren: Einzelrisiko vs. Marktrisiko
Generell gibt es zwei Risiko-Ebenen, mit denen man am Kapitalmarkt konfrontiert ist:
- Einzelrisiko: Eine Firma läuft schlecht – die Aktie fällt. Dagegen hilft Streuung, also viele Unternehmen in einem ETF.
- Marktrisiko: Der gesamte Markt rutscht ab, z. B. in einer Krise. Das kann kein ETF „wegzaubern“. Hier helfen Zeit, Nerven und ein Plan, damit du nicht am Tief verkaufst.
Praxis: Ein Welt-ETF als Kern senkt das Einzelrisiko stark.
Das Marktrisiko akzeptierst du – dafür bekommst du die Renditechance des Marktes.
Zeithorizont & Verhalten: Durchhalten statt Market Timing
Niemand trifft dauerhaft die perfekten Ein- und Ausstiegszeitpunkte.
Viel wichtiger ist, dass du startest, dranbleibst und Schwankungen aushältst.
Ein Sparplan hilft: Er kauft automatisch – in schwachen Phasen sogar mehr Anteile für den gleichen Betrag.
Merksatz: Erst die passende Mischung wählen, dann automatisieren – nicht täglich nervös auf Kurse schauen.
Willst du mehr über den Aufbaue von Portolios wissen? Dann lies doch einmal unseren Ratgeber Artikel zu diesem Thema!
Klumpenrisiko & Konzentration: USA/Tech im Blick behalten
Weltindizes sind aktuell stark USA- und Tech-lastig. Das ist kein „Bug“, sondern Folge der Marktkapitalisierung: Große, erfolgreiche Firmen bekommen mehr Gewicht. Der Mix ist dynamisch – wenn andere Regionen aufholen, verschiebt es sich.
Ein Weltindex ist übrigens ein Aktienindex, der die Entwicklung von Unternehmen aus vielen verschiedenen Ländern und Branchen abbildet – also sozusagen ein „Schnitt“ durch die weltweiten Aktienmärkte.
Wenn dir die Gewichtung zu einseitig ist, kannst du dosiert gegensteuern: z. B. mit einer kleinen Europa- oder EM-Beimischung. Vorsicht bei Themen-ETFs: Sie erhöhen oft das Klumpenrisiko und führen zu Doppelungen der gleichen Konzerne.
Beispiel:
Du investierst bereits in einen MSCI World ETF – dieser enthält viele große US- und europäische Konzerne, darunter z. B. Apple, Microsoft oder Nvidia.
Wenn du zusätzlich einen Themen-ETF auf „Künstliche Intelligenz“ kaufst, sind genau diese Unternehmen oft wieder enthalten – teilweise mit noch höherem Gewicht.
Das führt zu Doppelungen im Depot und erhöht dein sogenanntes Klumpenrisiko: Du bist dann besonders stark abhängig von wenigen Tech-Konzernen.
Replikation einfach erklärt: Physisch vs. synthetisch
Wenn du in einen ETF investierst, soll dieser möglichst genau die Entwicklung eines bestimmten Index (z. B. DAX, MSCI World) nachbilden. Dafür gibt es zwei grundlegende Methoden – physisch und synthetisch.
Physisch bedeutet: Der ETF kauft die echten Aktien oder Wertpapiere, die im Index enthalten sind.
Beispiel: Ein DAX-ETF hält tatsächlich Aktien von Unternehmen wie Siemens, Adidas oder SAP. Das ist leicht zu verstehen und für viele Anleger transparenter.
Synthetisch bedeutet: Der ETF kauft nicht unbedingt die originalen Aktien aus dem Index, sondern bildet die Wertentwicklung über sogenannte Tauschgeschäfte (Swaps) mit einer Bank ab. Dabei verpflichtet sich die Bank, dem ETF die gleiche Wertentwicklung zu liefern, die der Index hat.
In der EU sind solche Produkte streng reguliert, und der ETF muss Sicherheiten (Collateral) hinterlegen, um mögliche Risiken zu begrenzen.
Worauf du achten solltest
Seriöser Anbieter:
Achte auf bekannte und etablierte Fondsgesellschaften wie iShares (BlackRock), Xtrackers (DWS), Lyxor, Amundi oder Vanguard.
Der iShares Core MSCI World von BlackRock ist ein weit verbreiteter und seriöser ETF.
Klare Infos:
Im ETF-Factsheet findest du wichtige Infos wie Index, Replikationsmethode, Kosten, Top-Holdings und Länderverteilung.
Beispiel: Du erfährst dort, ob dein ETF physisch investiert oder den Index nur über Swaps abbildet.
Ausreichend Fondsvolumen:
ETFs mit geringem Volumen (z. B. unter 100 Mio. €) können vom Anbieter geschlossen oder zusammengelegt werden.
Beispiel: Ein kleiner Nischen-ETF mit nur 30 Mio. € Volumen wird mangels Nachfrage eingestellt – dein Geld bekommst du zwar zurück, musst aber neu investieren.
Niedrige laufende Kosten:
Je weniger Gebühren, desto mehr bleibt dir von der Rendite.
Die jährlichen Gebühren (TER) sollten bei Standard-ETFs möglichst niedrig sein – idealerweise unter 0,3 %.
Beispiel: Der Xtrackers MSCI Emerging Markets hat z. B. eine TER von 0,20 % – das ist günstig für einen Schwellenländer-ETF.
Währungsrisiko verstehen – vor allem bei Anleihen
Bei Aktien-ETFs relativiert sich das Währungsrisiko über die Zeit oft, weil globale Firmen weltweit Umsätze machen.
Bei Anleihen-ETFs kann Währung stärker durchschlagen. Willst du, dass dein Sicherheitsbaustein wirklich stabilisiert, kann eine Euro-Variante bzw. Währungsabsicherung sinnvoll sein.
Beispiel (vereinfacht):
Du kaufst einen US-Dollar-Anleihen-ETF im Wert von 10.000 €.
- Fall 1: Der Euro fällt gegenüber dem US-Dollar um 10 %. Dein ETF ist in Euro gerechnet jetzt etwa 11.000 € wert – obwohl sich an den Anleihepreisen in den USA nichts geändert hat.
- Fall 2: Der Euro steigt um 10 %. Dein ETF ist in Euro gerechnet nur noch ca. 9.000 € wert – wieder ohne Veränderung am US-Markt.
Empfehlung:
Wenn der Anleihen-Anteil deines Portfolios vor allem Sicherheit bieten soll, wähle für diesen Teil entweder Euro-denominierte Anleihen oder ETFs mit Währungsabsicherung. So reduzierst du das Risiko, dass Wechselkursschwankungen deine Stabilitätsreserve beeinträchtigen.
Zinsänderungsrisiko bei Anleihen-ETFs
Steigen Marktzinsen, fallen bestehende Anleihen im Kurs. Wer vor Ende der Laufzeiten verkauft, kann Verluste sehen.
Als Faustregel schwanken kürzere Laufzeiten weniger. Für Stabilität eignen sich oft breit gestreute, eher kurz laufende Anleihen-ETFs – gern in Euro oder währungsgesichert.
Kritik an ETFs im Faktencheck
Immer wieder hört man ähnliche Mythen über ETFs. Wir haben einige davon analysiert und für dich eingeschätzt:
- „ETFs sind nur Durchschnitt“ – ja, und zwar absichtlich. Viele aktive Fonds schlagen den Markt nach Kosten nicht dauerhaft. Solider Durchschnitt zu niedrigen Gebühren ist für viele besser als der Versuch, ständig die „Gewinner“ zu erraten.
- „Wenn alle passiv investieren, funktioniert die Börse nicht mehr“ – in der Praxis investieren längst nicht alle passiv. Aktive Anleger gleichen Chancen und Bewertungen weiter aus.
- „ETFs machen Crashs schlimmer“ – entscheidend ist meist das Verhalten der Anleger. Regelwerke, Liquiditätsanbieter und Handelszeiten begrenzen extreme Ausreißer, ganz verhindern können sie sie nicht.
- „ETF plus Versicherung ist doch smarter“ – Vorsicht bei hohen Zusatzkosten. Prüfe immer, was über mehrere Jahre übrig bleibt, wenn Gebühren abgehen.
Fehler vermeiden: Was Privatanlegern oft passiert
- Zu kurzer Zeithorizont: Geld, das du in den nächsten Jahren brauchst, gehört nicht in Aktien-ETFs – Kursrückgänge könnten genau dann auftreten, wenn du es benötigst.
- Kein Notgroschen: Ohne finanziellen Puffer musst du im Notfall (z. B. defekte Waschmaschine) unter Umständen im Tief verkaufen.
- Zuviel „Fancy“: Zu viele spezialisierte Themen-ETFs erhöhen das Risiko und machen dein Depot unübersichtlich.
- Nur auf TER starren: Die laufenden Kosten sind wichtig, aber auch Tracking-Differenz, Fondsvolumen und Transparenz zählen.
- Zins- und Währungseffekte bei Anleihen ignorieren: Wechselkurse oder Zinsänderungen können den „sicheren“ Teil deines Depots schwanken lassen.
- Market Timing: Aus Angst ewig warten – und dadurch oft die besten Marktphasen verpassen.
- Zu oft handeln: Häufiges Kaufen und Verkaufen frisst Rendite durch Gebühren und Steuern.
- Kein Plan fürs Rebalancing: Prüfe mindestens einmal im Jahr deine Aufteilung und bring sie wieder auf die Zielmischung.
Checkliste
- Zeithorizont klären (für Aktien-ETFs: 10–15 Jahre anpeilen)
- Notgroschen auf Tagesgeld (2–3 Monatsausgaben)
- Breit streuen (Welt-ETF als Kern)
- Sicherheitsbaustein: eher kurz laufende Anleihen-ETFs, möglichst in Euro oder abgesichert
- Themen-ETFs nur klein beimischen – wenn überhaupt
- Kosten & Transparenz prüfen (TER, Tracking, Spreads, Fondsvolumen)
- Rebalancing 1× pro Jahr oder bei klaren Abweichungen
- Automatisieren: Sparplan einrichten
Häufig gestellte Fragen
Fazit: Risiko managen statt meiden
ETFs sind kein Risiko‑Freifahrtschein – aber sie machen es dir leicht, breit zu streuen und Kosten niedrig zu halten. Mit der passenden Mischung, ausreichend Zeit und einem einfachen Plan (Sparplan + Rebalancing) bleibst du handlungsfähig – auch wenn es mal holprig wird.